Sein Spotify brennt nicht – aber seine Gigs tun’s. Er ist der DJ, den keiner auf dem Schirm hat und trotzdem jeder kennt. Mit mehr Gigs als Streams, mehr Herz als Hype und mehr Durchhaltevermögen als so mancher Chartstürmer, hat sich Biddie vom Dorf-DJ zur Kultfigur der Partyschlager-Szene hochgearbeitet. Dies ist die Geschichte vom vielleicht erfolglosesten erfolgreichen DJ Deutschlands.
Wer ist Biddie überhaupt?
Biddie ist der Typ, der schon auflegt, bevor der Veranstalter realisiert, dass überhaupt jemand gebucht wurde. Der Typ, der dir im Suff um 2:37 Uhr mit „Kuschelrock trifft Malle-Vibes“ den emotionalen Boden unter den Füßen wegzieht – und dabei trotzdem irgendwie sympathisch bleibt.
Er ist weder Influencer noch Chartstürmer. Kein Superstar mit Private Jet, sondern der DJ, der mit der Deutschen Bahn und Bussen zu Gigs fährt, bei denen andere nicht mal den Beamer aufbauen würden. Und trotzdem – oder gerade deswegen – lieben ihn Clubs, Festivals und Kirmes-Funktionen bundesweit.
Vom Dorfkind zum Dancefloor-Dadaisten
Angefangen hat alles vor 16 Jahren, in einer kleinen Dorfdisco irgendwo zwischen Zapfhahn und Zigarettenautomat. Damals stand Biddie noch mit zitternden Händen hinter den Turntables – hauptsächlich weil der DJ vor ihm das Mischpult verklebt hatte. Aus einem Nebenjob wurde eine Leidenschaft. Und aus dieser Leidenschaft wurde eine Tour, die mittlerweile durch die Republik führt.
Mit einer gesunden Portion Selbstironie, einer Vorliebe für 90er/2000er-Bangers und der Fähigkeit, wirklich jeden Saal zum Tanzen zu bringen – notfalls mit Scooter und Schnaps – hat sich Biddie einen Namen gemacht. Einen echten. Ohne Klicks, ohne Fakes, ohne Promo-Agentur.
Die Kunst des Scheiterns – auf höchstem Niveau
Man könnte ein Buch schreiben über die Pleiten, Pannen und peinlich-schönen Momente seiner Karriere. Zum Beispiel:
- Als die Nebelmaschine auf dem Dorffest 2013 so übertrieb, dass Biddie eine halbe Stunde lang für ein Phantom auflegte.
- Als ein Auftritt fast gecancelt wurde, weil er aus Versehen die Datei „Final_finaler_Mix.wav“ durch „wirklich_final_jetztaber.mp3“ ersetzt hatte – und plötzlich Heino lief.
- Oder der Moment, als er dachte, das Publikum jubelt ihm zu – aber in Wirklichkeit nur Freibier angesagt wurde.
Und trotzdem: Er hat nie aufgehört. Auch wenn er es oft genug ernsthaft überlegt hat. Zwischen Songwriting-Sessions, endlosen Nächten im Studio und der hundertsten Version eines Songs, der dann doch nicht released wurde, blieb eines konstant: Biddie’s Hunger, es zu machen – auch wenn keiner zuschaut.
Das Geheimnis? Kein Geheimnis. Nur Arbeit.
Kein Management, keine Agentur, keine drei Millionen Euro Vorschuss: Was Biddie stattdessen hat, sind 3.000 verschickte E-Mails, über 1.000 Stunden Übung – und eine unerschütterliche Lust darauf, Menschen zum Feiern zu bringen.
Wo andere längst aufgehört hätten, kam bei ihm immer ein „Ach komm, einer geht noch.“ Mit jeder Absage wurde er ein bisschen besser. Und mit jedem kleinen Auftritt ein bisschen größer. Erfolg? Nein. Aber Präsenz. Leidenschaft. Und eine Community, die genau das feiert.
Fazit: Vom Hip-Hop zur Helene
2009 fing alles an – mit Beats aus dem Hip-Hop- und Latinobereich. Später wagte er sich kurz ins Techno-/Electro-Lager, nur um zu erkennen: Sein Herz schlägt für Partyschlager, 90er und 2000er – und das tut es seit über 8 Jahren im Dauerbeat.
Was bleibt, ist ein Typ, der nicht auf Chartpositionen schaut, sondern auf Gesichter in der Crowd. Einer, der nie die ganz große Bühne wollte – aber sie sich jetzt Stück für Stück erarbeitet.
Biddie ist kein Superstar – aber vielleicht der DJ, den wir in dieser Szene gerade am meisten brauchen.