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Der unehrenhafte Pakt: Warum eine bestimmte Gruppe von Künstlern die Schlagerszene in Verruf bringt

Die Schlagerszene, dieses schillernde Kaleidoskop aus Melodie und Emotion, wo Sterne geboren werden und Träume Wirklichkeit werden könnten. Ein theatralischer Kosmos, in dem Licht und Klang in einer unwiderstehlichen Sinfonie verschmelzen. Doch was geschieht, wenn der Vorhang fällt und das Rampenlicht erlischt? In den Schatten dieser glitzernden Welt bewegen sich Figuren, die sich im dubiosen Zwischenraum von Ambition und Verantwortungslosigkeit aufhalten. Sie sind die stillen Störenfriede im Paradies des Schlagers, die unerkannten Giftpilze, die unbemerkt in einem sonst so lebendigen Wald wachsen. Bereiten Sie sich vor, Ladies & Gentlemen, auf eine Reise hinter den Vorhang, wo nicht alles so glamourös ist, wie es scheint.

Das Spiel mit den Rechnungen: Eine Vernebelung von Ethik und Vertragstreue

Rechnungen und Verträge sind die DNA der Geschäftswelt, vergleichbar mit den Regeln eines komplexen Schachspiels, bei dem jeder Zug folgenschwere Bedeutung hat. Man könnte meinen, das Spiel wäre klar definiert: Ich erbringe eine Leistung, und im Gegenzug erhalte ich eine festgelegte Gegenleistung, normalerweise in Form von Geld. Doch einige Künstler, es scheint, haben das Regelbuch entweder nie gelesen oder entschieden, es wie ein Amateur-Magier zu zerrissen und dann versäumt, es wieder zusammenzufügen.

Zahltag. Ein Tag, der in der Wirtschaftswelt normalerweise von einem gewissen Maß an Vorhersehbarkeit und Rechenschaft geprägt ist. Doch für diese illusionistischen Akteure verwandelt sich der Zahltag in eine Nebelwand, hinter der sie verschwinden, als wäre sie ein Vorhang auf der Bühne der Unverantwortlichkeit. Sie agieren wie Bühnenmagier, die eine Taube verschwinden lassen, aber anstatt Applaus gibt es ein kollektives Stirnrunzeln. Wo sind sie hin? Warum haben sie sich dem Akt der Zahlung, dieser simplen, aber grundlegenden Geste der Vertragstreue, entzogen?

Das schlimmste an dieser schäbigen Vorstellung ist, dass sie nicht nur Geld schulden. Nein, es ist weit mehr als das. Sie schulden die Wahrheit, dieses unschätzbare Juwel, das in der Kette der professionellen und persönlichen Integrität so entscheidend ist. Sie schulden diese Wahrheit ihren Gläubigern, jenen Personen, die in gutem Glauben und mit dem Vertrauen in die vertragliche Vereinbarung ihre Dienste oder Produkte zur Verfügung gestellt haben. Sie schulden diese Wahrheit aber auch sich selbst. Denn mit jeder unbezahlten Rechnung, mit jedem gebrochenen Versprechen, verschleiert der Künstler nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern auch seine Selbstachtung.

In dem Akt des Verschwindens, in dieser vorsätzlichen Vernachlässigung der Verpflichtungen, verraten diese Künstler nicht nur das ethische Fundament des Geschäfts, sie verraten auch die ungeschriebenen Regeln der Menschlichkeit und des Anstands. Und das ist ein Spiel, dessen Folgen weit über das hinausgehen, was in einer Bilanz oder einem Kontoauszug je erfasst werden könnte.

Feigheit vor dem Gläubiger: Eine Kunst der Vermeidung

Die vertrackte Angelegenheit der Feigheit, ein Phänomen, das so faszinierend ist wie ein Zaubertrick, der bei genauerer Betrachtung seinen Glanz verliert. Die Künstler, von denen wir sprechen, sind Meister in der Kunst der Eskapologie, aber anstatt aus Fesseln und Ketten zu entkommen, entziehen sie sich der greifbaren Realität unbezahlter Rechnungen und verpflichtender Verantwortungen. Sie verwandeln sich in Schattenwesen, kaum wahrnehmbar im Dunkel des Raumes, sobald das grelle Licht der Verantwortung und des Anstands sie zu enthüllen droht.

Nehmen wir den Fall eines anstehenden Auftritts, einer Bühne, die sowohl eine Plattform für die Darbietung des Talents als auch für die Begleichung ausstehender Schulden sein könnte. Was tun diese Künstler? Sie machen einen Rückzieher, eine abrupte Kehrtwende, und sagen den Auftritt ab. Der Grund? Ein Gläubiger könnte sich zufällig in der Menge verbergen, bereit, die Rechnung zu präsentieren, die bereits lange überfällig ist. Das ist nicht nur die Spitze der Feigheit, es ist ein Mangel an Rückgrat, der so gravierend ist, dass er die gesamte Struktur des Künstlers—und der Künstlerschaft—zum Einsturz bringen könnte.

Dieses Verhalten ist vergleichbar mit einem Kapitän, der sein Schiff verlässt, nicht nur, weil ein Sturm aufzieht, sondern weil er die leiseste Andeutung eines Gegenwinds spürt. Anstatt sich an das Steuerrad zu klammern und Kurs zu halten, verlässt er das Deck und überlässt die Mannschaft ihrem Schicksal, einem Schicksal, das er selbst heraufbeschworen hat durch seine eigene mangelnde Integrität. Und in diesem Akt des Verschwindens, in dieser Flucht vor der Verantwortung, entsteht ein Vakuum. Ein Vakuum, das gefüllt werden könnte mit dem, was man Charakter nennen könnte, doch in diesem Fall bleibt es erschreckend leer.

Diese Feigheit, diese Meidung der Verantwortung, ist nicht nur ein individuelles Versäumnis. Sie ist ein Makel auf dem Gewebe der gesamten künstlerischen Gemeinschaft. Sie senkt den Standard, sie entwertet die Währung der Integrität, und sie stellt die Frage: Wenn ein Künstler nicht einmal den Mumm hat, seiner finanziellen Verantwortung gerecht zu werden, wie können wir dann erwarten, dass er irgendetwas von wahrhaftigem Wert auf der Bühne—oder im Leben—zu bieten hat?

Die Schizophrenie der Gratis-Mentalität

Die berüchtigte Gratis-Mentalität, ein Paradoxon, das so verblüffend ist wie eine Fata Morgana in der Wüste der professionellen Integrität. Diese Künstler gleichen dem Spieler im Casino, der alle Chips einstecken will, ohne jemals einen Einsatz gemacht zu haben. Sie möchten den roten Teppich der Leistungen anderer ausrollen lassen, auf ihm wandeln, und dann mit dem Glanz und Glamour ihrer Auftritte bezahlt werden. Es ist, als würde ein Kunstdieb in die Galerie schleichen, das teuerste Gemälde stehlen und dann die Frechheit besitzen, Eintritt für die Besichtigung seines „Werkes“ zu verlangen.

Dieses Verhalten ist nicht nur heuchlerisch, es ist geradezu schizoid. Auf der einen Seite steht der Künstler mit ausgestreckter Hand, bereit, die Früchte anderer Menschen Arbeit zu ernten, ohne die Samen der eigenen Investition zu säen. Auf der anderen Seite, mit der gleichen ausgestreckten Hand, fordert er Bezahlung für die eigene Darbietung auf der Bühne. Es ist, als würde man auf einem Marktplatz stehen und für die eigenen Waren Höchstpreise verlangen, während man gleichzeitig versucht, die Erzeugnisse anderer Händler zu entwenden.

Die Ironie dieses Ansatzes ist nicht nur offensichtlich, sondern auch erstickend. Es fehlt an einer grundlegenden Anerkennung der ökonomischen und künstlerischen Realitäten, die wie die physikalischen Gesetze der Schwerkraft die Welt der Künste regulieren. Man kann nicht erwarten, aus einem System Wert zu schöpfen, ohne selbst einen Beitrag zu leisten. Und es ist gerade diese Dissonanz, diese kognitive Verzerrung, die nicht nur dem Künstler, sondern der gesamten Branche schadet.

Es erzeugt eine Kultur der Ungerechtigkeit, in der echtes Talent und aufrichtige Investition überschattet werden von der Heimtücke derer, die alles haben wollen, ohne dafür zu bezahlen. Wie ein Parasit saugt diese Mentalität das Leben aus einer Branche, die auf dem fragilen Gleichgewicht von Geben und Nehmen, von Investition und Rendite, von Talent und Anerkennung basiert.

Dieses Verhalten ist nicht nur eine Beleidigung für diejenigen, die ihr Handwerk ernst nehmen; es ist ein Angriff auf die Grundlagen dessen, was Kunst und Kultur ausmacht. Es ist ein Riss im sozialen Vertrag, der die Basis jeder künstlerischen Unternehmung bildet, und es ist an der Zeit, dass wir diesen Riss reparieren, bevor er zu einer unüberbrückbaren Kluft wird. Es zieht die Kunstform in den Dreck und verwandelt das, was ein hoffnungsvolles Panorama voller kreativer Möglichkeiten sein könnte, in ein trübes Moor der Unzuverlässigkeit und der Halbherzigkeit.

Schlussbetrachtung: Zeit für eine Kurskorrektur

Wir stehen an einem Wendepunkt. Es ist höchste Zeit, dass wir diesen unsäglichen Praktiken ein Ende setzen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Nicht durch öffentliche Bloßstellung—oh nein, das wäre zu einfach—sondern durch einen kollektiven Aufruf zur Professionalität und Integrität. Es liegt an uns allen, sicherzustellen, dass die Schlagerszene ein Ort bleibt, der für Talent, Hingabe und vor allem Ehrlichkeit steht. Ein Ort, wo Kunst und Künstler gedeihen können, frei von der Last der Unehrlichkeit und des Betrugs.

Ich lege jedem ans Herz, die Zeichen der Zeit zu erkennen und entsprechend zu handeln. Denn nur so können wir sicherstellen, dass die Schlagerszene nicht nur überlebt, sondern in voller Blüte erstrahlt. Und das, Ladies and Gentlemen, ist ein Ziel, das jeden einzelnen Cent wert ist.

Was kann man gemeinsam tun, um dieses unerwünschte Phänomen einzudämmen und die Integrität der Schlagerszene wiederherzustellen? Zunächst könnten Promoter, Produzenten und andere Dienstleister rigorosere Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit Künstlern schaffen. Einfache Due-Diligence-Maßnahmen und klare Vertragsbedingungen könnten Wunder wirken. Das mag zwar den Anfangsprozess etwas verlangsamen, wäre aber eine Investition in die Zuverlässigkeit und Qualität der gesamten Branche.

Ein weiterer Schritt könnte die Einführung von Bewertungssystemen oder Zertifikaten sein, ähnlich den Bewertungen in anderen Dienstleistungsbranchen. Ein Künstler, der seine Rechnungen pünktlich bezahlt und professionell agiert, sollte dafür auch anerkannt werden. Im Gegenzug würde ein solches System diejenigen Künstler, die sich in der Grauzone der Professionalität bewegen, entlarven und isolieren.

Schließlich ist da noch die Kraft der Gemeinschaft, die nicht unterschätzt werden sollte. Offene Dialoge und der Austausch von Erfahrungen könnten das Bewusstsein für die Problematik schärfen. Kollektive Aktionen, wie gemeinsame Erklärungen oder sogar Boykotte, könnten eine starke Botschaft an diejenigen senden, die meinen, sie könnten ungestraft die Grundlagen des Anstands und der Fairness im Geschäftsleben untergraben. Nur durch gemeinsame Anstrengungen und eine Kultur der Rechenschaft können die dunklen Ecken der Schlagerszene wirklich erhellt werden.

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Marc Wegerhoff

Meine ersten Schritte in der deutschsprachigen Musik machte ich vor über 35 Jahren. Rückblickend mittlerweile auf Tätigkeiten als DJ, Moderator, Redakteur und Szene-Insider. Meine Reise durch die musikalische Landschaft Deutschlands ist geprägt von leidenschaftlichen Entdeckungen und einem unermüdlichen Interesse an den Geschichten hinter den Melodien. Mein Gehirn ist ein ultrakreatives Labyrinth aus lyrischen Verknotungen und sprudelnden Ideen. Punkt.
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